Extremsport MMA: Trotz Verletzungen steigt Dyrschka immer wieder in den Ring

Rechter Kampfsportler (https://www.inventati.org/leipzig/?s=Dyrschka) im Interview der LVZ, kurze Einordnung (https://de.indymedia.org/node/69388):

Konrad Dyrschka (KSK09 Leipzig / La Familia)

Der MMA Kämpfer Konrad Dyrschka aus Leipzig ist eng befreundet mit den Kämpfern von Imperium und trainiert häufig bei La Familia. Er ist bei der 6. La Familia Fightnight in den Ring gestiegen und wird 2019 erneut kämpfen. Er hat gemeinsam mit Marcus Kottke, Tom Reichel, Christopher Henze u.a. für die Marke Eastrebel des Neonazis Michael Woitag gemodelt. Auf einigen FB-Posts von ihm ist er bei La Familia mit Kleidung von Eastrebel zu sehen. Auf seinem eigenen Sponsoren-Shirt prangt das Logo von Eastfight, einer Marke des Neonazis Marco Hampel aus Zwickau.


LVZ: Beim MMA werden verschiedene Kampfsportarten miteinander vereint – das erfordert Disziplin und Ausdauer, bringt aber auch viele Verletzungen mit sich. Konrad Dyrschka hält dies aber nicht von dem Extremsport ab.

Schreie, Keuchen, dumpfe Schläge und Anweisungen des Trainers dröhnen durcheinander. Eine große Matte am Ende des Raumes markiert die Trainingsfläche der Sportler. Auf dieser erwärmen sich gerade einige der Männer vor dem Bodentraining. Besonders Einer sticht dabei ins Auge. Der Profi-MMA-Kämpfer Konrad Dyrschka schlägt hier, im Kampfsportstudio Scrambleforce in Leipzig-Leutzsch, mit aller Kraft gegen den an der Decke fixierten Boxsack, der sogleich stark zu schwanken beginnt.

MMA ist die Abkürzung für Mixed-Martial-Arts – eine Kampfsportart, bei der unter anderem Elemente aus dem Boxen, Ringen, Taekwondo, aber auch Karate und Judo ausgeübt und miteinander vereint werden. „In dem Sport ist nahezu jeder Kampfsport vertreten, deshalb ist es meiner Meinung nach die schwierigste Kampfsportart – aber auch die fesselndste“, erzählt Dyrschka, während er sich eine Bandage um die Hand wickelt.

Dyrschka im Ranking auf Platz zwei in Deutschland

Für den 32-Jährigen bedeutet MMA pure Leidenschaft. Bereits im Alter von neun Jahren begann er mit dem Ringen, trat mit 14 Jahren für die KG Leipzig/Taucha als jüngster Kämpfer in der 2. Bundesliga an. In dieser Sportart wurde er sowohl Bezirks- als auch Landesmeister.

Doch mit 18 Jahren wollte der Sportler weiter über sich hinauswachsen. „Ich wollte noch etwas Neues ausprobieren. Ich fing mit Boxen und Kickboxen an und suchte mir eine Sportart, die mir all das bieten konnte: MMA“, sagt er mit einem Lächeln. Dyrschka kämpft heute für den Verein UFD-Gym Düsseldorf sowie für die größte MMA-Organisation Europas ‚Oktagon‘. Heute ist der Leipziger in der Extremsportart in seiner Gewichtsklasse im Ranking auf Platz zwei in Deutschland, auf Platz fünf in Europa. Und er hat das Ziel, den Sport hauptberuflich zu machen.

„Im letzten Jahr schrieben wir MMA-Geschichte mit 20.000 Zuschauern in der Lanxess-Arena in Köln. So etwas gab es vorher noch nie.“ MMA galt bis vor ein paar Jahren eher als unbekannt, weswegen der Sport als ‚Freefight‘ bezeichnet wurde und das Klischee des Straßenkampfes bediente. Dyrschka wird eine Nähe zur rechten Szene nachgesagt. Er kämpfte 2018 bei der rechtsextremen Sportveranstaltung ‚Ostdeutschland kämpft‘, gab diesbezüglich aber an, dass er bei der Veranstaltung nur das Sportliche gesehen habe. Es respektiere jeden Menschen, solange er sich beim Sport an die Regeln halte.

Dyrschka und sein Trainingspartner liegen am Boden, wälzen sich übereinander, aufeinander, nebeneinander – zumindest sieht das Bodentraining für Außenstehende so aus. Beim sogenannten Grappling, das alle Arten des Bodenkampfes einschließt, wird unter anderem das Hebeln, Würgen, aber auch das Schlagen und Treten trainiert. MMA dient auch der Selbstverteidigung.

Verletzungen sind im MMA alltäglich

Die echten Kämpfe finden in einem Oktagon, also einem achteckigen Käfig statt. Der verhindert, dass die Sportler aus dem Ring geworfen werden oder zur Mattenflucht ansetzen können. Verletzungen während der Duelle sind Alltag. Dyrschka meint: „MMA zählt zu den Extremsportarten. Prellungen, Blumenkohlohren oder auch Bänderrisse und Brüche sind eine normale Erscheinung.“ Auch K.o. geschlagen zu werden, komme nicht selten vor. Unter Blumenkohlohren versteht man eine Verformung der Ohrmuschel, wenn durch Schläge Knorpelbrüche im Ohr entstehen – eine typische Erscheinung bei Athletinnen und Athleten, die in Kampfsportarten zu Hause sind.

Dyrschka ist da keine Ausnahme. Angst vor Verletzungen hat er nicht: „Ich habe mir schon die Hand und die Nase gebrochen. Dass Blut fließt, kommt bei dem Sport des Öfteren vor. Ich habe schon einige Kämpfe miterlebt, da verliert man den Respekt vor Verletzungen“, äußert der Profikämpfer.

Tatsächlich wird die Verletzungsgefahr beim MMA niederiger eingestuft als beispielsweise beim Boxen. „Beim reinen Boxen zielen 80 bis 90 Prozent der Schläge nur auf den Kopf. Das verteilt sich beim MMA auf den ganzen Körper“, sagt der 32-Jährige. Verschiedene sportmedizinische Studien belegen das. „Andere Sportarten sind auch gefährlich und haben schlimme Verletzungen zur Folge. Das kann auch beim Fußball passieren“, ergänzt Dyrschka.

Doch wie geht es in einem Kampf weiter, wenn sich einer der Kontrahenten verletzt? Einfach das Oktagon zu verlassen ist – natürlich je nach Einschränkung – nicht üblich. „Mein Ziel ist es natürlich, dass ich aus einem Kampf ohne Verletzungen und mit so wenig wie möglich Schaden rausgehe. Wenn ich jedoch welche haben sollte, kämpfe ich trotzdem so lange weiter, wie es geht. Die paar Minuten ziehe ich dann noch durch und kümmere mich danach darum,“ betont Dyrschka. Der gelernte Gastronom schätzt den Extremsport auch aufgrund seiner sportlichen Fairness. „Auch, wenn die Leute hierbei versuchen sich zu bekämpfen, gehen wir immer mit einem Handschlag und einer Umarmung aus dem Kampf.“

Extremsportart sei für Dyrschka wie Schach

Für den 32-Jährigen gleicht MMA einem Schachspiel: Man müsse sich stets genaustens seinen nächsten Zug überlegen und die Nachteile des Gegners analysieren, um ihm auf diese Art und Weise überlegen zu sein. Am Ende sei die größte Belohnung, bei den Rankings immer weiter aufzusteigen sowie den Titel zu ergattern und den Kampf zu gewinnen.

Während der nächsten Trainingseinheit schlägt er auf die großen Pratzen ein, die sein Trainingspartner an den Händen und vor dem Bauch trägt – sie sehen aus wie große, gepolsterte Handschuhe. Schlag links, Schlag rechts, ein Tritt vor den Bauch.

Hartes Training und viel Disziplin

Dyrschka ist von sich überzeugt – und nimmermüde. „Ich bin sehr diszipliniert, zielstrebig und motiviert. Bei mir gibt es keinen Ruhetag. Sogar im Wohnzimmer sieht man mich Schattenboxen. Ich komme aus dem Ringen und habe mich im Boxen und Kickboxen in den letzten Jahren sehr verbessert. In allen Bereichen bin ich am Ende meiner Meinung nach gut und gefährlich.“

Das Training nimmt den Großteil seines Tages ein. Zweimal täglich trainiert der Sportler anderthalb bis zwei Stunden – jeweils unterschiedliche Einheiten. Während am Morgen eine Konditions- oder Krafteinheit auf dem Plan steht, rückt am Abend eine bestimmte Kampfsportdisziplin wie Boxen oder Ringen in den Fokus. Dazu kommen mehrmals pro Woche Bodentraining sowie mindestens ein simulierter Kampf. „MMA ist ein schwerer Sport – man braucht mehr Ausdauer als in anderen Sportarten“, berichtet der Leipziger.

Dyrschka wickelt sich die Bandage ab, die er unter seinen Boxhandschuhen trug. Er klatscht seinen Trainingspartner ab und wischt sich den Schweiß von der Stirn – gespannt darauf, was ihn beim nächsten Duell im Oktagon erwartet. „Kampfsport ist Kampfsport, da kann alles passieren.“